Freitag, 8. Februar 2008

Tötung aus Rache nach dem Sex?

In Köln hat der Prozess gegen eine Frau begonnen, die ihren Lebensgefährten nach dem Sex erstach. Laut Verteidigung war der Mann ein gewalttätiger Despot - und die Tat ein Befreiungsschlag. Am Freitag soll das Urteil verkündet werden
In der Nacht, in der sie zur Totschlägerin werden sollte, erlebte Alexandra J. ihren Freund Dennis beim Sex wie noch nie zuvor: gefesselt, blind - und wehrlos. Offenbar löste dieser Anblick mörderische Lust in ihr aus. Jedenfalls erstach sie daraufhin ihren Lebensgefährten. Vergangene Woche nun begann am Kölner Landgericht der Prozess gegen die 27-Jährige.
Zugleich wurde um eine Erklärung für diese sonderbare Tat gerungen. Am einfachsten hatte es dabei die Verteidigung. Sie legte die Deutung nahe, Alexandra habe ihr Leben in der Opferrolle verbracht. Von klein auf sei sie geprügelt und eingeschüchtert worden. Zuerst vom Vater, zuletzt von Freund Dennis. An einer Stelle jedoch habe Dennis Lust daran gefunden, das Herr-Knecht-Verhältnis umzukehren: beim Sex. Und kaum dass Alexandra J. einmal in die Rolle der Herrin schlüpfen durfte, übte sie Rache. Aber ist es so einfach?
Der Auftritt der Angeklagten legt das zumindest nahe. Ihre Stimme klingt so leise wie das Fiepen eines Kükens. Mindestens 30 Mal bitten Richter und Ankläger sie, lauter zu sprechen. Vergebens. Sie schaut verstört durch die Brillengläser, kaut auf der Unterlippe, streicht sich durch die strähnigen, blond gefärbten Haare mit dem schwarzen Haaransatz und flüstert: "Es ist so unangenehm alles."
Nein, wehrhaft wirkt sie nicht. Und das scheint auch ihr Lebenslauf zu bestätigen: Seit frühester Kindheit wurde sie vom Vater, einem Taxifahrer, geschlagen. "Er war total tyrannisch drauf", erzählt Alexandra J. mit dieser langsamen, nasalen Stimme, wie man sie öfters bei eher bildungsfernen Jugendlichen im Rheinland hört. Nach einigen Jahren trennt sich die Mutter von dem Schläger. Die kleine Alexandra ist froh, besucht ihren Vater aber trotzdem ("er ist doch mein Vater") und wird geprügelt, sobald sie ihn auch nur falsch versteht.
Von klein auf lernt sie, dass Zuneigung nicht ohne Schläge und Schmerz zu haben ist. Und so wird sie auch später Zuneigung dort suchen, wo es unangenehm wird: bei Freunden aus der Gothic-Szene, die durch schwarze Kluft, Lebensverneinung und aggressive Musik auffallen. Bei ihren Partnern, die oft "nur das eine wollen, Sie wissen schon", wie Alexandra dem Richter erzählt. Und schließlich bei Dennis: einem Drogen konsumierenden Arbeitslosen, der gern Musiker wäre, oft schimpft und noch öfter schlägt (laut der Angeklagten).
Aber diese Seite zeigt er ja nicht sofort. Am Anfang ihrer Beziehung, im Mai 2005, ist "Dennis noch voll gut drauf", erzählt Alexandra. Das habe ihr gefallen. Bald zieht er in ihre Wohnung ein. Aber plötzlich ist er nicht mehr so gut drauf. Wenige Wochen später kommt es zu ersten Schlägen zwischen den beiden, als Alexandra über die Tütchen mit den Drogen-Pillen schimpft, die in der Wohnung herumfliegen. Von da an setzt es öfters Schläge. Einmal muss sie mit einer Rückenprellung in die Krankenhausambulanz. Sie zeigt ihn an, zieht die Anzeige bald darauf aber zurück. "Aus Bammel", sagt sie. Auf die Frage des Staatsanwalts, warum sie sich nicht getrennt hätten, gerät sie ins Stammeln. "Irgendwie" hätten sie "halt total aneinander gehangen".
Und manchmal sei er ja auch anders drauf gewesen. Gut drauf eben. Aber nicht nur gegenüber Männern sieht sie sich als ewiges Opfer. Auch in der Realschule und bei ihren diversen Jobs - mal im Call-Center, mal in einer Billig-Bäckerei - sei sie stets "gemobbt" worden, weil die Mitschüler und Kollegen oft "voll tyrannisch" waren.
In den Wochen vor der Tat steigert sich Alexandras Hadern mit der "tyrannischen" Welt zur Antriebsarmut: Sie verbringt ganze Tage im Bett, beginnt tagsüber zu trinken und bricht die Abendschule ab, auf der sie das Fachabitur nachholen wollte. Die Streitfälle mit Dennis steigern sich zu Schlägereien. Und immer ausschließlicher kreist ihr Denken um ihre unglückliche Beziehung, während Dennis immer öfter bei Freunden übernachtet. Ausgerechnet in dieser trostlosen Lage entdeckt Dennis nun eine neue sexuelle Neigung: Er möchte gefesselt werden. Daraufhin rafft sich Alexandra auf und kauft im Sex-Shop zwei Handschellen - laut Verteidigung das Werkzeug für die punktuelle Umkehrung der Machtverhältnisse im Sex.
Kurz darauf, in der Nacht auf den 24. Mai 2007, kommt es zum Sex in neuer Variante: Dennis lässt sich nicht nur die Hände hinter dem Rücken per Handschelle festbinden. Alexandra fesselt ihn auch mit der zweiten Handschelle an einem Stuhl. Außerdem verbindet sie ihm die Augen. Der anschließende Geschlechtsverkehr ist ihr zufolge von beiden gewollt, die Stimmung "ganz normal". Umso abrupter wirkt der anschließende Stimmungswechsel: Nach dem Sex sucht sie am Nachttisch die Schlüssel der Handschellen, während Dennis nackt, gefesselt und mit verbundenen Augen auf dem Stuhl sitzt.
Niemand außer Alexandra J. weiß, was dann geschah. In einer Vernehmung sagt sie, Dennis habe sie "gehänselt", in einer anderen Vernehmung behauptet sie, er habe sie mit dem Tode bedroht, weil sie den Schlüssel nicht fand. Wie auch immer. Irgendwann reißt Dennis die Handschelle vom Stuhl und tappst mit Tuch vor den Augen und auf dem Rücken gefesselten Armen durch das Schlafzimmer.
Alexandra greift daraufhin ins Nachttischfach, schnappt ihr Klappmesser - und sticht auf den Umherirrenden ein. In die Brust. In den Rücken. Viele Male. Er sackt zu Boden, er stöhnt "Ich sterbe".
War das der Racheakt eines ewigen Opfers, das im Sex aus der Knechtsrolle ausbrechen durfte - und ausrastete, als ihr Unterdrücker sie anschließend in diese Rolle zurückdrängen wollte? Am Ende des ersten Prozesstages klingt diese Hier-Opfer-dort-Tyrannen-Version noch eingängig. An den darauf folgenden Tagen zerbröselt sie jedoch unter der Vielzahl von Zeugenaussagen, die sich der holzschnittartigen Deutung nicht fügen.
Denn Alexandra wurde nicht nur früh mit einem familiären Despoten konfrontiert, sie avancierte auch selbst früh zu einem: Sowohl ihre Mutter als auch ihr älterer Bruder schildern sie als von klein auf "äußerst jähzornig" und gewalttätig. Als Sechsjährige reißt sie dem Kanarienvogel der Familie bei lebendigem Leib die Flügel aus. Und den neuen Lebensgefährten der Mutter habe sie "unentwegt fertig gemacht". Auch in der Schule sei sie, wenn überhaupt ein Opfer, dann ein sehr aggressives gewesen. Bei Konflikten drohte sie schnell mal mit Mord. Und gegenüber Dennis, so berichten Geschwister und Mutter, habe Alexandra aus kleinsten Anlässen gebrüllt. Sogar geschlagen habe sie ihn, ohne dass er sich wehrte. Einmal musste er wegen einer Platzwunde in die Klinik.
Nicht nur Freunde und Angehörige des Ermordeten, sondern auch der Angeklagten zeichnen zudem ein Bild von Dennis, das mit einem Despoten wenig gemein hat: Friedlich und liebenswürdig sei er gewesen, ein bisschen verträumt, stets ausgleichend und zurückhaltend. Vor allem aber habe er kurz vor seinem Tod immer öfter gesagt, er wolle sich von Alexandra trennen. Weil sie ihn stets auslachte, wenn er ihr ein selbstkomponiertes Lied vorsang, weil sie "nur noch Zoff" gehabt hätten. Aber wie passt das zu Alexandras Version?
Am vierten Prozesstag geben Psychiaterin und Psychologin ihre Gutachten ab und verschmelzen die beiden Versionen: Womöglich habe Alexandra J. alles so erlebt, wie sie es dem Gericht schilderte, auch wenn dies mit der Realität teilweise nichts zu tun gehabt habe. Denn die Angeklagte leide unter einer schweren Persönlichkeitsstörung, die in ihren Folgen einer Schizophrenie gleichwertig sei.
Sie verkenne ihr eigenes Verhalten und das anderer Menschen dramatisch, sie manipuliere sich selbst und andere massiv und pflege eine zum Teil "bizarre und magische" Denkweise. Vor allem aber tendiere sie zu lebensgefährlichen Zornausbrüchen, wenn sie sich bedroht oder gekränkt fühle. Angesichts der Trennungsabsicht ihres Freundes sei dieser Fall offenbar eingetreten. Wofür auch eine Szene spricht, die sich kurz vor der Tat ereignet haben soll: Alexandra begegnete einem alten Bekannten und verkündete diesem mit geballten Fäusten: "Wenn ich nicht mit Dennis glücklich werde, dann soll auch er nicht glücklich werden." Vielleicht, so erwog der vorsitzende Richter, habe der Tat also ein Plan zugrunde gelegen. Dennis wäre demnach zum Fesselsex gelockt worden, um ihn wehrlos zu machen und zu erstechen.
Auch dann wäre die Tat ein Racheakt. Aber nicht an einem Unterdrücker, sondern an einem Menschen, der glücklich sein konnte. Am Freitag wird das Gericht verkünden, welcher Version es folgt.


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